Yamas nach Patanjali


Grundsätzlich ist zunächst festzuhalten, dass es sich bei den Yamas – aber auch bei den Niyamas – nicht um Ge- und Verbote, sondern um täglich zu befolgende Richtlinien handelt die (nicht nur) das yogische Zusammenleben gestalten sollen.

Es sind Vorschläge zum Umgang mit der Umwelt und den Mitmenschen, quasi die ‚Grundregeln‘ einer Gesellschaft. Häufig werden sie vereinfacht auch als ‚Don’ts‚ bezeichnet.

Gegen die Yamas und Niyamas kann man daher nicht verstoßen wie gegen Gesetze und man kann im Yoga auch nicht sündigen (wie im Sinne einer Religion) und irgendeine Schuld auf sich laden. Werden die Yamas und Niyamas nicht befolgt, so ist die einzige Konsequenz, dass man sich und anderen das Leben unnötig schwer macht.

Zu den Yamas gehören folgende Tugenden

  • Gewaltlosigkeit (Ahimsa) in Taten, Worten und Gedanken. Dies setzt einen achtsamen und rücksichtsvollen Umgang voraus mit allem was lebt (Mensch und Tier einbezogen).
  • Wahrhaftigkeit (Satya), verstanden als Aufrichtigkeit mit sich selbst (stehen zu dem, was einem als wahr erscheint) und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, also insbesondere den Umgang mit den eigenen Schwächen.
  • Nichtstehlen (Asteya), verstanden als das Nicht-Begehren von etwas, was andere besitzen (wobei unter Besitz die materielle wie auch immaterielle Eigentümerschaft verstanden wird).
  • ‚Reiner‘ Lebenswandel (Brahmacharya) wobei dies ausgerichtet ist an den eigenen selbst-gesetzten ethischen Prinzipien. Oft werden hier auch religiöse Prinzipien wie ‚Keuschheit‘ und ‚Enthaltsamkeit‘ angeführt, was aber nicht im yogischen Sinne vorgegeben ist (sondern selbst gewählt wird).
  • Nicht-Besitzergreifen (Aprigraha) wobei dies auch als ‚Nicht-Raffgierigsein‘ bzw mit ‚Nicht-Annehmen von Geschenken‚ interpretiert wird. Aus yogischer Sicht büßt man durch die Annahme von Geschenken seine ‚Herzensreinheit‚ ein, man wird dadurch unfrei da man in gewisser Weise dem Schenkenden verbunden ist.

Bei diesen Tugenden handelt es sich eigentlich um die Grundfesten des gesellschaftlichen Zusammenlebens die man unabhängig von Herkunft, kultureller Zugehörigkeit oder Religion anerkennen und praktizieren kann.